IGeL, Vorsorge, Prävention

Präventions- und Vorsorgemaßnahmen – Basisdiagnostik und hilfreiche Instrumente

Präventions- und Vorsorgemaßnahmen tragen dazu bei, die Entstehung von Krankheiten bereits im Vorfeld zu verhindern oder alternativ einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes vorzubeugen. Gleichzeitig bietet das Wissen um Präventions- und Vorsorgemaßnahmen auch Ärzten wie Ihnen die Möglichkeit, Ihr Behandlungsspektrum zu erweitern und mit einfachen Untersuchungen festzustellen, ob bei einem Patienten Risikofaktoren erkennbar sind oder nicht.

Ein Plus, von dem nicht nur die Patienten profitieren, sondern das auch Ihre Praxis voranbringt. Schließlich wirken sich zufriedene Patienten auch positiv auf Ihr Marketing aus: Sie können beispiels­weise Ihre Online-Reputation verbessern, die in Zeiten einer zunehmenden Digitalisierung immer mehr an Bedeutung gewinnt. Gute Bewertungen bei Jameda und Google wiederum locken neue Patienten in Ihre Praxis. Quasi eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. In diesem Artikel bieten wir Ihnen am Beispiel der Krankheits­bilder Diabetes, koronare Herz­erkran­kungen, pulmonale Hypertonie und Osteoporose einen kompakten Überblick darüber, welche Unter­suchungen von der Gesetzlichen Kranken­kasse über­nommen und welche (Zusatz-) Leistungen von den Fach­verbänden empfohlen werden.

Leistungen der Gesetzlichen Krankenkasse – Check-up 35

Ab 35 Jahren ist ein Check-up zur Früherkennung von Diabetes, koronaren Herzerkrankungen, pulmonale Hypertonie und Osteoporose sinnvoll. Gesetzlich Versicherte haben dann laut dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Anspruch auf folgende Leistungen:

  • Erhebung der Anamnese, Fragen zu eigenen Vorerkrankungen sowie zu Erkrankungen innerhalb der Familie
  • Überprüfung des Impfstatus
  • Körperliche Untersuchung einschließlich Messung des Blutdrucks
  • Untersuchung bestimmter Blutwerte (Gesamtcholesterin, LDL- und HDL-Cholesterin, Triglyceride) und des Nüchternblutzuckers
  • Untersuchung des Urins (Harnstreifentest mit Bestimmung von Eiweiß, Glukose, roten und weißen Blutkörperchen sowie Nitrit)

Die Kasse übernimmt die Kosten für eine solche Gesund­heits­unter­suchung alle drei Jahre. Zwischen 18 und 34 Jahren werden die Kosten für eine einmalige Gesund­heits­unter­suchung über­nommen. Sollten akute Erkrankung vorliegen, zahlt die Gesetzliche Kranken­kasse grundsätzlich alle notwendigen Unter­suchungen – egal in welchem Alter.

Diabetes

Zum primären Screening auf Diabetes empfiehlt die Deutsche Diabetes Gesellschaft einen Diabetes­-Risiko-Test oder FINDRISK-Frage­bogen sowie die Messung von Nüchtern­glukose in venösem Plasma. Dafür wird morgens nach einem mindestens acht­stündigen Verzicht auf Nahrung, Nikotin und Alkohol eine Blut­probe entnommen.

Dabei gelten folgende Werte:

  • Unter 100 mg/dl (unter 5,6 mmol/l): kein Diabetes
  • 100 bis 125 mg/dl (5,6 bis 6,9 mmol/l): Prädiabetes
  • Höher als 126 mg/dl (mehr als 7 mmol/l): Diabetes

Test­ergebnisse im mittleren Bereich geben lediglich Hinweise auf eine gestörte Glukose­toleranz. In einem solchen Fall sollten Sie zusätzlich einen oralen Glukose-Toleranz-Test (oGTT) durchführen. Der Patient muss hierfür ebenfalls acht bis zwölf Stunden nüchtern sein.

 

Zum Fachbereich Diabetes
 

Koronare Herzerkrankungen

Die AWMF-Leitlinien empfehlen zur kardio­vaskulären Prävention die haus­ärztliche Risiko­beratung. Hierfür können Sie das arriba-Instrument einsetzen. Bei einem Gesamtrisiko von über 20 Prozent für kardiovaskuläre Ereignisse in zehn Jahren können Sie Ihren Patienten außerdem eine Statin­-Therapie anbieten, ebenso bei Erhöhung des Gesamt­cholesterins nüchtern >8 mmol/l (> 310mg/dl) sowie bei familiärer Hyper­cholesterin­ämie.

Eine Statinbehandlung sollte als „Fix-­Dosis­-Therapie“ in einer Standarddosierung erfolgen. Hochrisikopatienten mit einem kardiovaskulärem Gesamtrisiko von mehr 20 Prozent in zehn Jahren sollten Sie ASS 75–100 mg anbieten, wenn der Blutdruck nicht unkontrolliert über 180 mm Hg liegt. Bei einem Gefäßrisiko von mehr als zehn Prozent sollte ASS nicht eingesetzt werden.

Besprechen Sie mit Ihrem Patienten bei Vor­hof­flimmern das Insultrisiko und das einer die Blut­gerinnung hemmenden Therapie anhand eines Risiko-Scores. Auf Grundlage des Ergebnisses können Sie über die weitere Behandlung entscheiden. Nicht empfohlen wird bei asymptomatischen Personen die Bestimmung weiterer Risiko-Indikatoren wie Intima-Media-Dicke der A. Carotis oder Ergometrie, weil sich daraus keine therapie­relevanten Zusatz­informationen ergeben würden.

Pulmonale Hypertonie

Laut der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) e. V. können folgende Untersuchungen für eine umfassende Beurteilung von Patienten, bei denen eine pulmonale Hypertonie (PH) vermutet wird, notwendig sein: Elektrokardiogramm (EKG), Röntgen-Thorax, Echokardiographie, Lungenfunktionstest und arterielle beziehungsweise kapilläre Blutgasanalyse, Ventilations-/Perfusions-Szintigraphie, hochauflösende Computertomographie mit Kontrastverstärkung, kardiale Magnetresonanztomographie, Blutuntersuchungen inklusive immunologischen Labors, Abdomen-Ultraschall, Rechtsherzkatheter und gegebenenfalls Vasoreagibilitätstestung sowie Pulmonalis-Angiographie.

Das EKG kann durch Zeichen der Rechtsherzbelastung mit Vergrößerung des rechten Vorhofs oder einer Rechtsherzhypertrophie Hinweise auf eine PH liefern. Ein normales EKG schließt eine PH allerdings nicht aus. Mit einer Röntgen-Thorax-Untersuchung können Sie bei Patienten mit PH zum Zeitpunkt der Diagnose Auffälligkeiten feststellen.

Entsprechende Befunde können erweiterte zentrale Pulmonalarterien und einen „Abbruch“ (Verlust) der peripheren Blutgefäße einschließen. Eine weitere Untersuchung ist die transthorakale Echokardiographie. Diese spielt in der diagnostischen Abklärung eine zentrale Rolle, da sie die Auswirkungen der PH auf das Herz visualisiert und durch „continuous wave (cw)“-Doppler-Messungen eine Abschätzung des systolischen PAP ermöglicht.

Aufgrund der echokardiographischen Befunde im klinischen Zusammenhang können Sie entscheiden, ob eine Rechtsherzkatheter-Untersuchung notwendig ist. Ist dies der Fall, lassen möglicherweise ein Lungenfunktionstest und eine arterielle Blutgasanalyse auf zugrunde liegende Atemwegs- oder parenchymatöse Lungenerkrankungen schließen.

Blut­unter­suchungen, Immunologie und Abdomen-Ultraschall werden zwar nicht in erster Linie für die Diagnostik einer PH eingesetzt, sie können jedoch zur Klärung der Ätiologie mancher PH-Formen sowie zur Identifizierung von End­organ­schäden beitragen. Der Rechts­herz­katheter (RHK) wird empfohlen, um die Diagnose einer pulmonal arteriellen Hypertonie zu bestätigen.

 

Weitere Laboruntersuchungen zu Herz-Kreislauferkrankungen
 

Osteoporose

Die Basisdiagnostik von Osteoporose umfasst laut Osteoporose-Leitlinie des Dachverbands Osteologie e. V. (DVO) folgende Maßnahmen: Anamnese und klinische Befundung, Osteodensitometrie (Knochendichtemessung), Röntgen und Labor. In seltenen Fällen kann auch eine Biopsie zur Diagnostik herangezogen werden. Auch der Dachverband der Deutschsprachigen Wissenschaftlichen Osteologischen Gesellschaften e. V. (DVO) empfiehlt zur Basisdiagnostik eine Knochendichtemessung mittels DXA.

Bei einer ärztlich diagnostizierten Osteoporose haben Patienten alle fünf Jahre Anspruch auf eine von der Gesetzlichen Krankenkasse bezahlte Knochendichtemessung, in begründeten Ausnahmefällen auch früher. Gleiches gilt für Patienten mit einem erhöhten Risiko für Osteoporose. Als reine Früherkennung, also ohne bestehende Krankheitssymptome, ist die Knochendichtemessung immer eine Privatleistung (IGeL).

Darüber hinaus kann laut dem DVO auch der Trabecular Bone Score (TBS) Teil der Untersuchung bei einem erhöhten Osteoporose- und Frakturrisiko sein. Dabei handelt es sich um einen quantitativen Textur-Index, mit dem die räumliche Inhomogenität von DXA-Bildern analysiert und parametrisiert wird.

 

Labordiagnostik bei Osteoporose
 

Quellenangaben:

Ihr Ansprechpartner

Dr. Martin Hampel
news@limbachgruppe.com

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